Das Geschäft mit dem Tod blüht.
So behaupten die Medien.
Sicher, gestorben wird immer… in Deutschland jährlich über 820000 mal. Aber wer blüht schon dabei auf, wenn er 365 Tage im Jahr von Null bis 24 Uhr ständig abrufbereit ist?
Dienstleistungen rund um Trauer und Tod zehren am Menschen. Wenn man seinen Beruf als Lebensaufgabe betrachtet, ist das eine gute Basis für´s Lebensglück. Dann bleibt nur noch die Frage, wie lange hält man das aus?
Je mehr ein Mensch mit seinem Beruf verwächst, desto größer werden die Probleme. Das größte Problem ist das der Abgrenzung. Werden die Nächte mal nicht durch Anrufe Hinterbliebener oder der Polizei unterbrochen, so sind es die Bilder dessen, was man erlebt hat, die einen nicht schlafen lassen. Und wenn der Ausgleichssport den müden Körper wieder auf Vordermann bringen soll, dann sind es psychischen Probleme, mit denen der eine oder andere in dieser Branche zu kämpfen hat. Wo ist die Garderobe, an der ich abends nicht nur den dunklen Anzug ablegen, sondern auch die dunklen Erfahrungen wenigstens für Stunden aus dem Privatleben fernhalten kann?
Unter Kollegen und Freunden mag manch derber Witz wie ein Schutzpanzer die tägliche Anfrage des Todes fernhalten. Doch welcher Schild schützt die eigene Familie vor dem „klappernden Sensenmann“, wenn man sein Tagesgeschäft nachts nicht vor der Tür lassen kann?
Häufig ist die Familie als Teil des Familienbetriebs sogar direkt mit eingebunden. Kann man sich nach getaner Arbeit mit Freunden in der Sauna genauso die Hände in Unschuld waschen, wie man es tut, nach dem der Sarg abgelassen wurde? Welche Freunde kommen mit einem Menschen dieser Branche aus – ohne ständig Witze zu machen oder neugierig Details ausspähen zu wollen? Welches Hobby kann einer pflegen, der rund um die Uhr in Alarmbereitschaft ist? Wie kann einer sich selbst aufmuntern, wenn er täglich mit der Sterblichkeit zu tun hat? Intensiver zu tun hat, als mit jedem Menschen.
Es sei denn, ein Mensch ist der Partner im Geschäft mit dem Tod.